Samstag, 18. Mai 2013

Mit einem Satz hinein


Insel
Die Frankfurter Buchmesse wird in diesem Jahr Brasilien zum Gastland haben, und so tauchen schon jetzt Titel brasilianischer Autoren auf, oder beispielsweise auch das Buch von Stefan Zweig zu Brasilien.
Wagenbach
Wagenbach
Wagenbach

Außerdem ist noch das ein oder andere Buch im kleinen Fenster präsentiert, das mich in der Ankündigung neugierig gemacht hat. Hier tauchen wir also den großen Zeh ein und testen mal das Wasser an, um metaphorisch die Lesesaison Sommer zu beschwören. Der mutige springt mit einem Satz hinein und kommt am Ende wieder heraus, erfrischt, bereichert und verwandelt.
Suhrkamp
Kiepenheuer & Witsch


"Es gibt Goldstaub und Goldkörner in Fülle, aber es gibt kein Brot und keinen Mais und keinen Käse und keine Milch und kein Fleisch, um die Zehntausende, die vielleicht Hunderttausende zu verköstigen in dieser Bergwildnis ohne Vorräte, ohne Viehstand und ohne Frucht. Glücklicherweise treibt die Aussicht, ihre Ware zum fünffachen, zum zehnfachen Preis und diesen noch in bares Geld bezahlt zu bekommen, die Kaufleute zu verzehnfachter Anstrengung."
Stefan Zweig über Minas Gerais vor 1700 in Brasilien, S. 113 
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"Er sah die Wolken, die an den blauen Abendhimmel zerflossen. Das machte ihn verdrießlich"
Graciliano Ramos über "Das jüngere Kind" in  
Karges Leben, S. 56. Übersetzt von Willy Keller
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"Alles wurde blau von einer gewaltigen Rauchwolke, aber der Hurensohn entkam zunächst den sechs Schüssen, die ich im Karacho auf ihn abfeuerte, die Linke auf dem Erdboden, und verschanzte sich zwischen zwei Baumstämmen, von beiden ein wenig behindert, wenn auch sein Trupp ihm den Rücken deckte und dem anhaltenden Gewehrfeuer standhielt."
João Ubaldo Ribeiro über eine grausige Geschichte in Sargento Getúlio
S.79. Übersetzt von Curt Meyer-Clason
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"Einmal wollte sich mein Chef die Haare schneiden lassen, und ich bot mich an, es zu machen, obwohl ich mit der Schere gerade mal so viel Erfahrung hatte, um die Fotos zurechtzuschneiden, die die Maschine wie von Geisterhand ausspuckte."
Andréa del Fuego in Camping Calamares 
aus der Sammlung Popcorn unterm Zuckerhut
 S. 100. Übersetzt von Marianne Gareis
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"Ich zünde keine Autos an, ich zünde auch keine Häuser oder Kinderwagen an, ich bin kein Zündler und kein Pyromane, das Feuer fasziniert mich nicht, es regt mich nicht an."
Gregor Henz  in Autodafe
aus der Sammlung Berlin bei Nacht, S. 63
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"Ray Manzareks Intro zu 'Strange Days' ist der gespenstischste Moment in der Karriere der Doors und einer der betörensten."
Greil Marcus in The Doors, S. 137. 
Übersetzt von Fritz Schneider
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S. Fischer
Yale University Press
"Die Vergangenheit schläft an meiner Seite / Wie das Klingeln / an der Seite seines Großvaters schläft, / Des Glockenläutens. / Die Verbitterung folgt mir / Wie die Küken / Der Henne folgen. / Und der Horizont, / Dieses über Sand und Tränen / Fest geschlossene Augenlid - / Was hinterließ er, / Was versprach er dir?" 
Taha Muhammad, Die Glocke vierzig Jahre nach der Zerstörung eines Dorfes, S. 56, in 
An den Ufern der Dunkelheit, Gedichte aus Palästina. Übersetzt von Stefan Weidner
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"The house is dark in the February damp, but when she opens the door to let me in, Imm Nizar is laughing. It seems to tickle her that I got lost on my way to the home she almost never leaves, and that - after driving in confused loops around a dingy Nazareth neighborhood where teenagers tinker with half stripped cars and packs of chickens scuttle - I gave up, pulled to the side, and called to ask for help."
Adina Hoffman in My Happiness Bears No Relation to Happiness
A Poet's Life in the Palestinian Century, S. 1
S. Fischer
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"Wie geht es Herrn Kiyak, will der Psychologe wissen. Herr Kiyak dachte, jetzt beginne der schöne Teil des Lebens, umschreibe ich vorsichtig Papas Lage. So eine Nachricht platzt immer überraschend rein, erklärt er mir. Ist das so, frage ich."
Mely Kiyak in  
Herr Kiyak dachte, jetzt fängt der schöne Teil des Lebens an, S. 98
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